Sahara-Geiseln sind frei – Rückflug wohl noch am Dienstag

Sahara-Geiseln sind frei – Rückflug wohl noch am Dienstag

Reuters, Dienstag 19. August 2003

Bamako/Berlin (Reuters) – Nach rund sechsmonatiger Geiselhaft sind die in Algerien entführten Sahara-Touristen frei und sollen voraussichtlich Dienstagnacht von Mali nach Deutschland zurückkehren.

Die neun Deutschen, vier Schweizer und ein Niederländer sollen Mali, wo sie zuletzt festgehalten wurden, am späten Nachmittag verlassen und mit einem Airbus der Luftwaffe zum Flughafen Köln zurückfliegen, sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, in der Hauptstadt Bamako. Von der malischen Regierung habe er erfahren, dass die Touristen wohlauf seien. « Das ist ein großartiger Tag für uns. » Die Sahara-Urlauber, die im Süden Algeriens vermutlich von radikalen Moslems verschleppt worden waren, befanden sich den Angaben zufolge in der Obhut malischer Behörden. Ein Sprecher des malischen Präsidialamts machte aber keine Angaben zum genauen Aufenthaltsort. Eine libysche Stiftung spielte nach eigenen Angaben eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Geiseldramas.

Chrobog sagte, die Touristen sollten aus Gao im Osten Malis nach Bamako gebracht und dort vom malischen Präsidenten Amadou Toumani Toure empfangen werden. Anschließend sollten sie nach Deutschland abfliegen. Er selbst habe noch keine Einzelheiten zur Freilassung. « Ich habe dem malischen Präsidenten meinen Dank abgestattet, und wir erwarten jetzt in großer Vorfreude die Rückkehr der betroffenen Personen », sagte Chrobog.

Nach einem Bericht des ZDF waren die Urlauber am frühen Morgen in einem Geländewagen-Konvoi auf Sandpisten nördlich von Gao in die noch rund 200 Kilometer entfernte Stadt unterwegs. Die Reise sei sehr mühsam.

GADDAFI-STIFTUNG: HABEN KONTAKT ZU ENTFÜHRERN HERGESTELLT

Die Internationale Gaddafi-Stiftung spielte nach eigenen Angaben eine wichtige Rolle bei der Freilassung. Eine Gruppe Libyer habe in Abstimmung mit der malischen Regierung einen Kontakt mit den Entführern hergestellt, sagte ein Sprecher Reuters. « Am 7. August haben die Entführer an die Stiftung Forderungen übermittelt, die wir an die betroffenen Regierungen weitergeleitet haben. » Details nannte er nicht. Auch Angaben zur Lage der Entführten machte er nicht. Zuvor hatte die Stiftung erklärt, auch der Bundesnachrichtendienst (BND) sei an der Befreiung der Geiseln beteiligt gewesen. Dabei sei es einem Mitarbeiter der Stiftung gelungen, die Höhe des Lösegeldes zu reduzieren. Der BND äußerte sich nicht zu der Darstellung. Die Stiftung ist nach dem libyschen Staatschef Muammar Gaddafi benannt. Libyen war im Jahr 2000 an der Freilassung von Geiseln beteiligt, die auf den Philippinen verschleppt worden waren.

Medien berichteten unter Berufung auf malische Kreise, es sei ein Lösegeld von rund 4,6 Millionen Euro vereinbart worden, das von der malischen Regierung gezahlt werden solle. Das Geld solle später in Form von deutscher Entwicklungshilfe zurück fließen. Die Bundesregierung hat dies nicht bestätigt.

Die Sahara-Touristen waren vor rund einem halben Jahr zusammen mit anderen Wüsten-Urlaubern in Algerien verschleppt worden. Eine erste Geisel-Gruppe kam im Mai frei. Eine deutsche Geisel der zweiten Gruppe starb Ende Juni an Erschöpfung.

Die Entführer sollen der radikal-islamischen Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) angehören. Sie kämpft für einen islamischen Religionsstaat in Algerien. Während ihrer Gefangenschaft waren die Europäer in der Wüste Temperaturen von 45 Grad ausgesetzt und wurden von ihren Entführern offenbar immer wieder an andere Orte gebracht.