Freilassung verzögert sich weiter

Drama in der WÜste

Freilassung verzögert sich weiter

AP/SPIEGEL ONLINE

Die Freilassung der 14 in Algerien entführten europäischen Geiseln steht offenbar kurz bevor. Bisher jedoch kamen die Geiseln nicht wie erwartet auf dem malischen Flughafen in Bamako an. Vermutlich verzögert sich der Rückflug bis Montag früh.

Berlin/Bamako – Die 14 Sahara-Geiseln aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz sind noch nicht endgültig von ihren Kidnappern frei gelassen worden. Die Freilassung steht jedoch unmittelbar bevor. Erste Meldungen über ein vermeintliches Ende der Geiselnahme erwiesen sich als verfrüht.

Auf dem Flughafen der malischen Hauptstadt Bamako wartet noch immer ein Airbus der Bundeswehr, der die Geiseln eigentlich heute Nacht bereits nach Deutschland fliegen sollte. Offenbar aber gab es bei der Übergabe der Geiseln im Norden Malis doch noch unerwartete Probleme.

Noch am Nachmittag waren die Behörden guter Hoffnung gewesen. Über einen Vermittler war ein Zeitplan zur Übergabe vereinbart worden. Demnach sollten die Geiseln, die im Norden des Landes an verschiedenen Plätzen gefangen gehalten werden, an einen Ort gebracht werden. Von dort sollten sie mit einem malischen Kleinflugzeug zu einem anderen Flughafen geflogen werden und von dort mit einer Bundeswehr-Transall nach Bamako.

Für die deutschen Behörden stand der Rückflugtermin nach Köln bereits fest. Bisher ist unklar, was bei der Aktion schief ging. Fest stand nur, dass das gleiche Prozedere am Montag noch einmal versucht werden soll.

Deutsche Sicherheitskreise zeigten sich jedoch nicht geschockt über die Verzögerung. Ein Grund für den Aufschub könnte sein, dass die an verschiedenen Orten festgehaltenen Geiseln nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an den ersten Flughafen gebracht werden konnten. An der grundsätzlichen Einigung mit den Kidnappern wurde jedoch nicht gezweifelt.

Bereits am Sonntagvormittag war der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, mit einem Airbus der Bundeswehr nach Mali geflogen. Schon der Flug mit dem großen Jet mit reichlich Platz für Passagiere wurde in Berlin als positives Zeichen gewertet.

Über die Modalitäten der Einigung mit den Geiselnehmern war am Sonntag noch wenig bekannt. Bereits vor dem Wochenende gab es aus deutschen Sicherheitskreisen Anzeichen, dass die Freilassung unmittelbar bevor steht. So war am Samstag ein Vermittler in die Region im Norden Malis gefahren, in der die Geiseln und ihre Kidnapper vermutet werden.

Ob die Bundesrepublik oder eines der anderen betroffenen Länder für die Freilassung gezahlt hatte, blieb unklar. Das ZDF berichtete, der Unterhändler habe eine nicht bekannte Summe übergeben, die allerdings nicht von der deutschen Regierung käme. Von den Behörden gab es dazu und zu allen anderen Spekulationen keinen Kommentar.

Die Geiselnehmer, die einer islamistischen Gruppe angehören sollen, hatten vor rund fünf Monaten insgesamt 32 europäische Sahara-Touristen auf der so genannten Gräber-Piste in der Sahara entführt. Mitte Mai hatte das algerische Militär 17 der Urlauber, darunter sechs Deutsche und zehn Österreicher, gewaltsam befreit. Eine deutsche Geisel war Ende Juni an einem Hitzschlag gestorben.

Matthias Gebauer