Verteidigungsministerium reicht Klage gegen Sozialisten-Chef ein
Verteidigungsministerium reicht Klage gegen Sozialisten-Chef ein
FFS-Vorsitzender Ait Ahmed sprach Tabu-Thema aus und beschuldigte Armee der Teilnahme an Massakern
18. November 2003
ALGIER – Das algerische Verteidigungsministerium hat in einem ungewöhnlichen Schritt Klage gegen den Chef der oppositionellen sozialistischen Partei (FFS) Hocine Ait Ahmed eingereicht. Ait-Ahmed hatte in einem Tabubruch öffentlich algerische Armeekräfte Mitverantwortung an Massakern an der Zivilbevölkerung zugesprochen.
Völlig ungeklärte Rolle der Armee
In den vergangenen zehn Jahren starben in Algerien in bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen 150.000 Menschen, viele davon in Massakern, die die Regierung extremistischen islamistischen Gruppen wie den GIA zuschreibt. Die Gewalt erruptierte aus dem Abbruch der Wahlen 1992, als sich ein Wahlsieg der islamischen Partei FIS abzeichnete. Zwar hatte Präsident Abdelaziz Bouteflika im vergangenen September eine Untersuchungskommission eingerichtet, der Menschenrechtsgruppen jedoch kaum reale Chancen einräumen, das Schicksal Tausender Ermordeter oder Verschwundener aufzuklären.
(Reuters/red)