Algerier von vier Greifswaldern totgeschlagen

Algerier von vier Greifswaldern totgeschlagen

Tatverdächtige sind geständig

Der Mord an dem Algerier, der am 22. April am Kiessee bei Jarmen gefunden wurde, ist aufgeklärt. Dienstag verhaftete die Polizei vier junge Täter aus Greifswald. Drei sind geständig.

Greifswald/Jarmen (OZ) Die Tat nahm ihren Ausgang in der Nacht vom 21. zum 22. April an einer Tankstelle in Greifswald, erklärt der leitende Oberstaatsanwalt aus Neubrandenburg, Reiner Moser. Vier Greifswalder Jugendliche, zwei sind 18, einer 21 und einer 22 Jahre alt, trafen dort zufällig auf den 31jährigen Mohamed Belhadj. Die Vier kamen auf die Idee, sich von dem Algerier, der im Asylbewerberheim Anklam lebte, Drogen besorgen zu lassen. Dieser erklärte sich einverstanden. Weil es aber keine Einigung über die Abwicklung des Geschäftes gab, soll es hier bereits die ersten Schläge gesetzt haben, rekonstruiert Moser. Dann hätten die Männer ihr Opfer in ein Auto gezerrt und seien mit ihm zum Kiessee bei Jarmen gefahren. Da hätten sie es dann mit Faustschlägen und Fußtritten malträtiert und den Abhang hinunter geschubst. Unten wurde weiter getreten und Belhadj ein schwerer Stein auf den Kopf geworfen. Schließlich ließen die Schläger ihr Opfer im flachen Wasser liegen. Gegenüber der Polizei hätten die Vier erklärt, dass sie in dem Moment davon ausgingen, dass der Algerier entweder schon tot sei oder aber ganz sicher sterben würde, sagt Moser.

Die Neubrandenburger Kriminalpolizei kam durch intensive Kleinarbeit, an der auch die Greifswalder Kollegen beteiligt waren, den mutmaßlichen Tätern auf die Spur. Eine Mitarbeiterin der Tankstelle konnte schließlich dank der überall verteilten Fahndungsfotos den entscheidenden Hinweis geben. Sie hatte in dieser Nacht den Algerier und die vier Männer gesehen. Dienstag Nachmittag erfolgte der Zugriff. Die Aussagen der drei Geständigen decken sich mit der Spurenlage, sagt Oberstaatsanwalt Reiner Moser. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

S. ZSCHÄCKEL

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Mörder des Algeriers gefasst

17. 5. 2001

Vier Greifswalder Jugendliche unter Tatverdacht – Treffen war zufällig

Vier junge Greifswalder haben vor drei Wochen den in Anklam gemeldeten algerischen Asylbewerber am Kiessee beim Jarmen ermordet, teilte die ermittelnde Staatsanwaltschaft gestern mit.

OVP/Anklam (OZ) Die vier Hansestädter im Alter zwischen 18 und 22 Jahren sind der Polizei bekannt und wurden gestern dem Haftrichter in Demmin vorgeführt, wie Rainer Moser, Leitender Oberstaatsanwalt in Neubrandenburg, auf OZ-Nachfrage mitteilte. Der Vorwurf: gemeinschaftlich begangener Mord. Für die Ermittler war es die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Unmittelbar nach dem Fund der Leiche von Mohamed Belhadj am 22. April in Zarrenthin habe es keinerlei Hinweise auf die Täter gegeben (OZ berichtete). Die nämlich lernten ihr späteres Opfer erst in der Tatnacht « rein zufällig an einer Greifswalder Tankstelle kennen ». In die Hansestadt war der Asylbewerber von Anklam aus mit dem Zug gefahren, hielt sich u.a. im dortigen Asylbewerberheim auf. Später traf der Algerier die vier jungen Männer, die ihn nach Aussage des Oberstaatsanwaltes nach Rauschgift fragten. Der Algerier habe ein Geschäft in Aussicht gestellt, die Konditionen wollte man während der gemeinsamen Fahrt im Auto der Jugendlichen aushandeln. Man einigte sich jedoch nicht, stritt sich, wie drei der Tatverdächtigen erklärten, der vierte Beteiligte schweigt. Der Algerier wurde im Fahrzeug geschlagen, blutete auch, am Kiessee wurde er weiter mit Händen und Füssen traktiert, dann die Böschung zum See hinunter gestoßen. Am Ufer habe einer der Täter einen Stein auf dessen Körper geworfen, beschreibt Rainer Moser das grausame Geschehen. « Die Täter sind beim Verlassen des Ortes davon ausgegangen, dass ihr Opfer sterben wird oder schon tot ist. » Für einen rechtsradikalen Hintergrund gebe es auch nach den Hausdurchsuchungen keinen Ansatz. Lobende Worte fand Moser dagegen für die Kripo-Beamten aus Neubrandenburg und Greifswald.

Durch konsequente Befragungen und Bürgerhinweise sei man in Greifswald auf die richtige Spur bis hin zur wichtigen Mitarbeiterin einer Tankstelle gekommen. « Der schwierige Fall wurde professionell gelöst. »

DIRK LENZ