Bundeskanzlerin besucht Algerien
Mi, 16.07.2008
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2008/07/2008-07-16-
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Drei Tage nach Gründung der Mittelmeerunion reist Bundeskanzlerin Angela Merkel heute nach Algerien. Bei den Gesprächen in Algier stehen die Entwicklung der Region und Energiethemen im Mittelpunkt. Algerien verfügt über große Öl- und Gasvorkommen, die bislang nur zum Teil erschlossen sind. Mehr als die Hälfte der Gasreserven der Mittelmeerregion liegen in Algerien. Das Land ist der drittgrößte Gaslieferant Europas und auch ein wichtiger Öllieferant Deutschlands.
Bei der Nutzung der erneuerbaren Energien steht Algerien noch am Anfang. Solarstrom und Windenergie werden für die Stromversorgung entlegener Gebiete des Landes jedoch zusehends interessanter. Die algerische Regierung vergibt derzeit neue Lizenzen für Öl- und Gasförderungen.
Unter den internationalen Bewerbern für diese Förderrechte sind auch mehrere deutsche Industrieunternehmen. Zwei davon sind in der 13-köpfigen Wirtschaftsdelegation vertreten, die die Bundeskanzlerin nach Algier begleitet.
Beim Wirtschaftsforum der Deutsch-Algerischen Handelskammer stehen am Nachmittag Gespräche der Manager mit algerischen Regierungsmitgliedern auf dem Programm: unter anderem mit dem Energie- und mit dem Industrieminister. Auch ein Inhaber eines deutschen Planungsbüros ist dabei. Er konzipierte und plante für die Hauptstadt eine große Moschee. Investitionsvolumen: eine Milliarde Dollar.
Nach ersten politischen Gesprächen nimmt die Bundeskanzlerin mit ihrer Delegation an einem Abendessen der Deutsch-Algerischen Handelskammer teil. Vor den Unternehmerinnen und Unternehmern beider Nationen will Merkel über die Chancen der deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen sprechen.
Algerien investiert
Die algerische Regierung verfolgt seit einigen Jahren ein umfangreiches Investitionsprogramm für das Land. Von 2005 bis 2009 sind Investitionen von 144 Milliarden Dollar geplant: in Energieförderung, Kraftwerke, Wasserversorgung und Verkehrsinfrastruktur.
Weil deutsche Unternehmen auf diesen Feldern stark sind, ist das Interesse der Unternehmen groß. Bislang ist die deutsche Wirtschaft in Algerien vergleichsweise schwach vertreten. In der Reihe der wichtigsten Exporteure nach Algerien liegt Deutschland mit einem Exportvolumen von 1,2 Milliarden Euro lediglich an fünfter Stelle.
Die Mittelmeerunion mit Leben füllen
In den Gesprächen der Kanzlerin mit Präsident Abdelaziz Bouteflika und Premierminister Ahmed Ouyahia dürften neben den Wirtschaftsbeziehungen auch regionalpolitische Fragen zur Sprache kommen.
Die Demokratische Volksrepublik ist ein wichtiger Akteur in der Region und Mitbegründer der am vergangenen Sonntag ins Leben gerufenen Mittelmeerunion. Für eine engere Zusammenarbeit des Landes mit der Europäischen Union stehen die Chancen daher gut. Ebenso dürften die Probleme und Herausforderungen Thema sein, die für die Länder auf beiden Seiten des Mittelmeers mit der zunehmenden illegalen Immigration verbunden sind. Denn die hängt eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen: Fehlende wirtschaftliche Perspektiven in Nordafrika lassen die Migrationsströme junger Menschen nach Europa anschwellen. Begegnungen mit der Zivilgesellschaft Auf dem dichten Besuchsprogramm stehen ferner Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft. Am ersten Tag trifft die Kanzlerin mit Repräsentanten der muslimischen und christlichen Religionsgemeinschaften zusammen. Tags darauf spricht sie mit Frauen, die in Wirtschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft eine wichtige Rolle in ihrem Land spielen.