Lässt Algerien auf Druck Frankreichs MiG-Deal mit Russland platzen?
http://de.rian.ru/business/20080219/99594056.html, 19/ 02/ 2008
MOSKAU, 19. Februar (RIA Novosti). Algerien will Russland 15 gelieferte MiG-Jagdflugzeuge zurückgeben.
Es handelt sich um die erste große Reklamation, die die russische Flugzeugbaubranche erlebt, berichtete das russische Nachrichtenportal am gestrigen Montag.
Experten betrachten die Rücksendung als politisches Spiel und weisen auf Intrigen von Frankreichs Staatsführung hin.
Ein Abkommen über die Rücknahme von zuvor gelieferter Militärtechnik wurde vorige Woche von Vertretern der algerischen Luftwaffe, der MiG-Holding und vom Waffenexportunernehmen Rosoboronexport unterzeichnet. Die Unterzeichnung kam kurz vor dem Russland-Besuch von Algeriens Präsident Abdel Aziz Bouteflika zustande. Trotz der offenkundigen politischen Hintergründe gibt es vorläufig keine einheitliche Meinung, ob der Vertrag gänzlich gekündigt oder nur abgeändert werde. Laut Informanten in der Flugzeugbaubranche könnte das große Medienecho die Verhandlungen erschweren.
Der Vertrag über die Lieferung von 26 einsitzigen MiG-29SMT und sechs zweisitzigen MiG-29UB-Maschinen an Algerien war im März 2006 zustande gekommen. Der Gesamtwert des Auftrags beträgt beinahe 1,3 Milliarden Dollar. Der Termin für den Lieferabschluss war Ende Februar 2008, aber im Mai 2007 stellte Algerien die Lieferannahme und setzte alle Zahlungen laut Verträgen aus. Russland erhielt lediglich einen Vorschuss von 250 Millionen Dollar. Bedingung für die Aktivierung der übrigen Verträge sollte die Rücksendung der eingetroffenen 15 MiG-Maschinen nach Russland werden.
Experten verweisen darauf, dass jede Rüstung als untauglich beanstandet werden kann, erst recht eine so komplizierte Militärtechnik wie Jagdflugzeuge. « Wenn die Absicht vorliegt, können durch einen inkorrekten Betrieb beliebige Störungen auftreten », so Oleg Pantelejew, Chefanalyst der Agentur « Aviaport ». « Ist der Käufer an der Technik interessiert, wird er gemeinsam mit dem Entwickler Mechanismen zur Beseitigung finden. Aber wenn der Käufer den Vertrag zu brechen und den Produzenten in Misskredit zu bringen wünscht, ist das etwas anderes. »
Experten nennen die Handlungen Algeriens unisono politisch und sehen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Reklamation und dem Treiben des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Mit dem politischen Druck geht die Werbetrommel für den französischen Rafale-Jäger einher. « Es überwiegen unverkennbar politische Motive, da kommen Frankreichs Ohren hervor », sagt Pantelejew. Seiner Meinung nach ist die Situation so weit gekommen, dass eine Intervention der außenpolitischen Ämter nötig sei.
Falls der Vertrag mit Algerien nicht vollständig realisiert wird, werden die Flugzeuge andere Abnehmer finden. Davon gibt es nicht wenig, beispielsweise Indien, Jemen, Eritrea, Sudan, Ägypten, Syrien, Libyen. Im Endergebnis wird Russland keine nennenswerten Verluste haben. Algeriens Ruf dagegen werde, so die Experten, Schaden nehmen.
Beim Bruch des Vertrags kann Russland für lange Jahre Algerien aus der Liste der potentiellen Abnehmer von Militärtechnik streichen.