« Es ist schön, wieder ein Bett zu haben »
Kleine Zeitung, 03.11.2008
Im Militärspital Wien-Stammersdorf hatten die freigelassenen Sahara-Geiseln Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner am Sonntag Besuch von ihren Familien. Den Verwandten erzählten sie von den erlittenen Strapazen.
Die Haut ist dunkelbraun gebrannt, die Augen blicken glasig über den zerfurchten Wangen hervor. Die Strapazen der vergangenen achteinhalb Monate haben sich in die Gesichter von Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) eingekerbt. Dennoch seien die beiden Entführungsopfer « in überraschend guter Verfassung », bestätigt der Kommandant des Wiener Heeresspitals, Brigadier Primar Michael Aichmair.
Tränenreiches Treffen.Es war am frühen Samstagabend, als die Sondermaschine aus Malis Hauptstadt Bamako mit Ebner und Kloiber an Bord auf der Landebahn in Wien-Schwechat aufsetzte. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit wurden die beiden Salzburger per Helikopter in das Militärkrankenhaus Wien-Stammersdorf gebracht, wo sie seither von Ärzten und Psychologen betreut werden. Besuch von Verwandten hat es ebenfalls schon geben. Nach dem tränenreichen Treffen im Spital, das mehrere Stunden gedauert hat, stellten sich Ebners Sohn Bernhard und Kloibers Vater Reinhard Lenz der Presse.
Wasser und Brot. »Die Ernährung war sehr eingeschränkt, eine Zeit lang hat es nur Brot und Wasser gegeben », gibt Bernhard Ebner die Worte seines Vaters wieder. Natürlich hätten der Salzburger und seine Lebensgefährtin während der Gefangenschaft auch an Flucht gedacht. « In dem Gebiet wären die Erfolgschancen aber bei Null gelegen. »
Als Frau allein gefühlt.Alles in allem seien die Geiseln von ihren Entführern anständig behandelt worden. « Schwer getroffen » zeigte sich Andrea Kloiber gegenüber ihrer Mutter allerdings darüber, dass eine Frau in arabischen Ländern nichts wert sei. Als Frau habe sie sich sehr allein gefühlt. « Gut, dass sie zu zweit waren, da konnte einer den anderen wieder aufbauen », so Kloibers Vater Reinhard Lenz. Das Alltagsleben sei für die Geiseln und ihre Entführer immer gleich abgelaufen. Die Gruppe zog ständig weiter, das Lager musste immer wieder auf- und abgebaut werden – wohl auch, um einer Militäraktion vorzubeugen. Alles drehte sich um die Beschaffung von Nahrung und Wasser. Nicht überlebt haben diese Strapazen die beiden Schäferhunde, die Kloiber und Ebner mit auf Reisen hatten.
Keine Vorwürfe.Zur Befreiung selbst und zum Zeitpunkt der Geiselnahme äußerten sich die Salzburger vorerst nicht. Bernhard Ebner will seinem Vater jedenfalls keine Vorwürfe machen. « Schauen Sie sich an, wie viele Leute immer in dieses Gebiet reisen. » Jetzt seien die beiden erstmal froh, « wieder ein richtiges Bett zu haben ». Die Spekulationen über gezahltes Lösegeld gehen indes weiter. Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf « informierte Kreise in Mali » dass für die Freilassung Geld geflossen sei. Das dementierte der österreichische Sondergesandte Anton Prohaska. Bei der Freilassung hätten wichtige Persönlichkeiten aus dem Norden Malis eine Rolle gespielt. Ebner und Kloiber sollen noch einige Tage im Militärspital bleiben. Wann sie nach Hause können oder selbst an die Öffentlichkeit treten, steht noch nicht fest.